Ich kann mich noch gut an unsere Hochzeit erinnern. Wir hatten im Vorfeld alle darauf getrimmt, dass wir keine peinlichen Hochzeitsspiele wollen. Dachten wir zumindest. Und dann passierte es doch. Das Übereinstimmungsspiel. Mein persönlicher Albtraum, indem überkommene Geschlechterklischees tradiert wurden und nun alle wussten, wer den Müll runterbringt, wer beim Streit eher nachgibt, wer besser Auto fährt usw. (Falls diese Person das liest, die das verantwortet, ich habe ihr längst verziehen ;-) )
Mittlerweile liegen ca. 170 dokumentierte Hochzeiten hinter uns und wir erleben immer wieder, wie wohlmeinende Freunde und Verwandte die immer gleichen Spiele offerieren, dies oft zum Leidwesen des Brautpaares. Wie viele Paare hatten wir, die das in Sachsen sehr beliebte Baumstammsägen durchlitten. Der schweißgebadete Bräutigam, die entnervte Braut und der schadenfreudige Onkel mit der stumpfen Säge in der Hand. Es gibt noch weitere Beispiele von unangenehmen Aktionen oder Spielen, aber lassen wir das an dieser Stelle mal. Wir sind uns dessen bewusst, dass die Hochzeitsspiele oft einer gewissen wohlmeinenden Hilflosigkeit der Freunde und Verwandten entspringen. Man möchte gern einen Beitrag leisten, weiß aber nicht was das sein könnte und so wird auf Altbewährtes oder eben auf altbewährte Peinlichkeiten zurückgegriffen, die leider manchmal auf Kosten des Hochzeitspaares gehen. Gut gemeint bedeutet nicht unbedingt auch gut gemacht.
Im Laufe der Jahre haben wir jedoch einige schöne Ideen gesammelt und diese wollen wir Euch nicht vorenthalten. Doch zuvor einige grundlegende Gedanken. Wir haben uns gefragt, was denn schöne Aktionen sind, die Hochzeitspaaren Freude machen und es ist gar nicht so schwer. Wenn man als Paar nämlich spürt, dass die schenkenden Personen sich Gedanken gemacht und dass sie die Individualität des Paares bedacht haben, dann kommen oft ganz wunderbare Dinge dabei heraus. Für den, der sich seiner Sache unsicher ist, gibt es immer noch die Möglichkeit, sich mit der oder dem Zeremonienmeister*in abzustimmen. Diese sind oft sehr bewusst eingesetzt, nicht nur um den Abend zu moderieren, sondern auch um die Wünsche des Hochzeitspaares zu vertreten.
Ein paar Tipps an Paare:
- Sucht euch Personen als Zeremonienmeister, die eure Interessen vertreten können und sich gegen dreistündige Diavorträge aus der Kindheit der Braut verwehren können. Vielleicht können die Bilder aus der Kindheit anderweitig einen Platz finden, z.B. als Fotogalerie in einer schön gestalteten Ecke an der Hochzeitslocation.
- Wünscht euch bei den Gästen aktiv Beiträge, die euch wichtig sind oder die ihr selbst schön findet. Sprecht Leute an, bei denen ihr euch das vorstellen könnt.
- Gebt euren Eltern und Verwandten die Möglichkeit, die Hochzeit mitzugestalten. Konkret gibt es vielleicht Aufgaben, die ihnen besonders gut liegen und die ihr ihnen übertragen könnt.
- Grade für Eltern ist eine Hochzeit eine sehr emotionale Angelegenheit, da muss man schauen, was z.B. die aufgeregte Mama der Braut an der Hochzeit selbst stemmen mag oder ob es Aufgaben im Vorfeld gibt, bei denen sie unterstützen kann.
- Entfernte Verwandte, die man bei der Hochzeit einlädt, möchten genauso gern gesehen und wahrgenommen werden wie die beste Freundin, selbst wenn man sie lang nicht gesehen hat. Sicher gibt es Möglichkeiten, sie einzubinden, so dass sich wahrgenommen fühlen und einen Beitrag leisten können, der ihnen entspricht. So können sie vielleicht ihre handwerklichen Fähigkeiten bei der Deko einbringen, einen Kuchen fürs Büffet backen oder sich um den Oldtimer für die Hochzeit kümmern.
Ein paar Tipps an Gäste:
- Tauben fliegen und Luftballons steigen lassen – das sind grundsätzlich nette Ideen, bedeuten für die Tiere aber in beiden Fällen Tierquälerei. Viele Luftballons schaffen es nicht weit und liegen dann viele, viele Jahre in der Natur. Tiere, die das fressen, sterben daran. Für Tauben sind solche Vorführungen im Gegensatz zu uns Menschen keine schöne Erfahrung. Dr. Google hilft da sicher weiter. Am besten einfach lassen. Wer dennoch gerne etwas mit den fotogenen Luftballons machen möchte: Es gibt mittlerweile welche aus Naturkautschuk. Oder man schenkt dem Brautpaar zwei Riesenballons mit Helium, welche an langen Schnüren einfach wunderbar dekorativ aussehen.
- Gästevorstellung: Warum nicht mal die Gäste tischeweise sich selbst vorstellen lassen? Wir haben das bisher auf einer Hochzeit erlebt und es war ergreifend, lustig und unterhaltsam. Denn die Sprecher, die sich dann aus den einzelnen Gruppen hervortun, sind meist Menschen, die gerne unterhalten und das auch können. Am besten zwischen Hauptgang und Dessert oder zumindest nicht mit hungrigem Magen, das ist besser für die Stimmung.
- Discobingo: Ganz ehrlich, wir können uns nicht mehr genau an die Spielregeln erinnern, nur daran, dass es megawitzig und cool war. Wer Bingo kennt, kann damit bestimmt etwas anfangen und improvisieren. Generell gilt das für verschiedene Gesellschaftsspiele. Mir fallen da Tabu oder Activity als Spiele ein, die man z.B. mit Begriffen spickt, die Themen des Hochzeitspaares abbilden.
- Kennenlernschnaps: Der Kennenlernschnaps (-bier, – cocktail, – saft) ist für Personen geeignet, die sich bisher noch nicht kannten. Es gibt einen Lostopf mit den Namen der Gäste und Schnaps. Einfach Lose ziehen und die zwei gefunden Personen müssen dann einen zusammen heben. Prost!
- Originelle Gästebücher. Wir sind ja große Fans der Gästebücher von Glück und Segen. (Auch die Stammbücher sind toll, aber darum geht es hier ja gerade nicht). Die Gästebücher sind witzig und originell, schaut einfach mal vorbei. Wer nicht darauf zurückgreifen möchte, kann sich selbst auch etwas ausdenken. Viele Gäste wissen nicht, was sie in die Bücher hinein schreiben sollen, warum stellt man dann nicht Fragen an sie im Gästebuch? Das können sowohl ernstgemeinte als auch lustige Fragen sein. Das können prägende gemeinsame Erlebnisse sein, profane Fragen, wie die Dauer der Bekanntschaft oder Spekulationen über die potentielle Kinderzahl und Namensgebung, Tipps fürs Eheleben, Empfehlungen für Haustiere, was auch immer.
- Und woher kommen die Bilder? Warum nicht unsere Fotobox mieten oder selbst eine hinstellen. Lustige Verkleidungen dazu und los geht der Spaß. Oder Einmalkameras auf den Tischen verteilen. Ich denke, an Fotos der Gäste zu kommen, dürfte heute das geringste Problem sein.
- Spielerische Angebote anbieten: Tischkicker sind wie ein Magnet. Schnell sind drumherum eine Menge Erwachsene und Kinder versammelt und fiebern, wer das nächste Tor schießt. Oder eine Tischtennisplatte mit unendlich vielen Schlägern.
- Wer musikalisch talentiert ist, kann sich gern auch einen Flashmob einfallen lassen.
Wir hoffen, wir konnten euch mit diesen Gedanken ein wenig weiterhelfen. Bei allen Planungen und Vorbereitungen hilft es immer wieder zu überlegen, wen man da eigentlich eingeladen hat und was für die Gäste schön wäre, was ihnen hilft sich wahrgenommen und wohl zu fühlen.
Wir wünschen euch ganz viel Spaß bei der Vorbereitung!